Mum's Memories

 

Der Nachkriegssommer, kein Zuhause,

nach Angst und Bomben ohne Pause.

Ein Neustart förmlich aus dem Nichts,

im Schweisse meines Angesichts.

 

Uns're Straße liegt in Trümmern,

muss mich um die Zukunft kümmern:

nur kaltes Wasser aus der Leitung,

statt Klopapier nur alte Zeitung.

Nächtigen in Luftschutzbetten,

ohne Kissen, ohne Decken.

 

Die Suppe essen ohne Teller,

wegen Blackouts heut' im Keller.

Brühe aus der Tasse schlürfen,

etwas Warmes essen dürfen.

Abends nur Salat und Brot,

Knollenschalen in der Not.

Noch ein Stückchen Brot zur Nacht,

vor Hunger bin ich aufgewacht.

 

Worüber kann ein Kind mit neun,

ganz ohne Spielzeug sich erfreu'n?

Bunte Scherben sammeln, tauschen,

sich am kleinen Glück berauschen.

 

Nur hin und wieder Schulbesuch,

jedoch noch immer ohne Buch.

Es wird nichts andres übrig bleiben,

als von der Tafel abzuschreiben.

 

In diesen Tagen, sagt sie leise,

droht Gefahr in gleicher Weise.

Doch anders als beim Nachkriegsstreben,

diesmal gibt’s kein Überleben.

 

©Jürgen Jost, Oktober 2022

 

 

 

 

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